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Das HR in agilen Unternehmen als Kulturgestalter

Agilität bedeutet die dynamische Haltung, Veränderungen zu begrüssen und sich diesen anzupassen. In einer Welt mit hoher Volatilität und Komplexität braucht es neue Methoden, um als Organisation seinen Platz im Markt behaupten zu können. Dem Wandel unterworfen sind auch die Unternehmensstrukturen und damit verbunden auch das HR an der Front des Wettbewerbs um spezialisierte Fachkräfte. Denn wenn das Business agil ist, muss es das HR auch sein – Ganzheitlichkeit, Kundenfokussierung und Flexibilität ist gefordert.  Welche Rolle kann das HR einnehmen, um die Agilität im Unternehmen zu fördern und wie kann agile Personalarbeit aussehen?

 

«Agilität ist die Gewandtheit, Wendigkeit oder Beweglichkeit von Organisationen und Personen bzw. in Strukturen und Prozessen. Agilität kann hier bedeuten, dass Prozesse unterbrochen und angepasst sowie Projekte wiederholt neu aufgesetzt werden, etwa mit Blick auf veränderte Kundenwünsche und Marktanforderungen.»

Prof. Dr. Oliver Bendel Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW

 

HR als wichtiger Drehpunkt agiler Prozesse

Eine agile Personalarbeit folgt auf agile Organisationsstrukturen. Agilität meint die Bereitschaft sowie die Fähigkeit, sich verändernden Bedingungen anzupassen und sich stetig entwickeln zu können. Früher war das HR überwiegend nach innen ausgerichtet, das änderte sich, als das ökonomische Prinzip des Stakeholder Value das Leitziel des Handelns wurde. Die Arbeit der HR-Abteilung bestand von nun an in der Unterstützung des Unternehmens bezüglich des strategischen Erfolgs in ihrem Bereich. Denn beim HR laufen zahlreiche Fäden zusammen und es nimmt eine zentrale Unterstützungs- und Gestaltungsrolle ein – und ist damit wichtiger Dreh- und Angelpunkt agiler Modelle.

Agiles HR ist mehr als Recruiting und Arbeitsrecht, viel mehr versteht sich das HR im agilen Sinne als Organisationsentwickler und Kulturgestalter. Das HR fördert Mitarbeitende bezüglich Veränderungsfähigkeit und -bereitschaft sowie in der Eigenverantwortung. Sie entwickeln und stärken die Selbstständigkeit der Teams im Rahmen der Selbstorganisation und optimieren die Entscheidungsqualität. In anderen Worten begleitet und berät ein agiles HR die Mitarbeitenden und Führungskräfte, übernimmt die Weiter- und Neuentwicklung sowie Anpassung der Personal- und Führungsinstrumente und nimmt eine Vorbild- und Schutzfunktion ein. Dadurch schwindet das administrative Aufgabenfeld als Verwalter in einen Begleiter und strategischen Partner, der aktiv an der Mitgestaltung der erforderlichen Rahmenbedingungen teilnimmt und dadurch die Erreichung der strategischen Ziele massgeblich unterstützt. Neben der Förderung der Mitarbeitenden ist Agilität auch eine Frage von Führung und Kultur.

 

Agilität bedeutet Mindset und nicht nur eine Methode

Wie bereits erklärt, ist für eine agile Struktur die Kultur ein wichtiges Teilstück – und mit der Kultur verbunden das Mindset. Dabei trägt das Personalmanagement die Aufgabe, solche Entwicklungen innerhalb der Organisation zu unterstützen. Um eine Mentalität getreu den flexiblen Strukturen zu entwickeln, braucht es Vertrauen und psychologische Sicherheit im Unternehmen, das heisst Mitarbeitende müssen auf den Rückhalt der Führungsebene und der Teams zählen können. Da agile Strukturen von innovativen und neuen Lösungen leben, brauchen Mitarbeitende die Sicherheit, diese Ideen auszuprobieren. Das Personalmanagement trägt die Aufgabe, solche Entwicklungen innerhalb der Organisation zu unterstützen. Dieses Aufgabenfeld beginnt für das HR-Team bereits während des Preboardings, um die intrinsische Motivation zu überprüfen. Des Weiteren müssen während der Einarbeitungszeit gezielt Impulse geschaffen und das Arbeitsumfeld so gestaltet werden, dass agile Prinzipien (vor)gelebt werden können. Eine agile Personalabteilung bildet mit einer kontinuierlichen Mitarbeiterkommunikation und einer aktiven Feedbackkultur die Basis für eine Verbesserung der Employer Experience, was in einer Steigerung des Mitarbeiterengagements resultiert – und positive Auswirkung auf die Selbstorganisation der Arbeitnehmenden hat.

 

Instrumente neu gedacht

Neben der agilen Personalarbeit müssen auch die HR-Instrumente neu gedacht werden – das passiert nicht über Nacht und beginnt mit der agilen Organisation kleiner Projekte mit geringem Risiko. Die agile Transformation erfordert eine kontinuierliche Verbesserung und Neuanpassung der eingeführten Prinzipien. Dabei ist das Akzeptieren von Veränderung Teil eines agilen Mindsets. Eine agile Arbeitsweise ist ein ständiger Reflexions- und Feedbackprozess, wobei Softwares und HR-Technologien den Zugang zu den einzelnen Mitarbeitenden erleichtern. Diese Plattformen können die Reaktionsfähigkeit im Unternehmen in Bezug auf Veränderungen erhöhen und erlauben die Verbesserung des Mitarbeiterengagements bei jedem Schritt.

Jedes Unternehmen ist individuell, und aufgrund dessen unterscheidet sich auch der Weg hin zu agilen Strukturen. Ein agiles HR unterstützt die Transformation im Unternehmen zu agilen Unternehmensstrukturen, nimmt wie im oberen Abschnitt angedeutet eine Schlüsselrolle ein – im Hinblick auf die Unternehmensstruktur wie auch in der veränderten Rolle der Führungskraft. HR trägt die agile Vision des Unternehmens mit und gestaltet integrativ mit. Die Unterstützung erfolgt durch die Schaffung von Rahmenbedingungen, die agiles Arbeiten ermöglichen.

In der Schweiz arbeiten viele Unternehmen mit agilen Methoden und Instrumenten, sind jedoch nicht durch alle Prozesse agil, da Agilität auch in der Unternehmenskultur und in Köpfen der Mitarbeitenden verankert sein muss.

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Autorin: Sabrina Tanner
Bildquelle: charlesdeluvio auf Unsplash
STAUFEN „Agilität – Trend oder Optimierung des Unternehmens?“
Personalmagazin 8/2017 „So trägt HR zur Agilität bei“
Andrea Amerland (Springer Professional) „Wie die agile HR-Metamorphose gelingt“
René Kräling (HR Journal) „So entwickeln Mitarbeitende ein agiles Mindset“
Arkadium AG

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